PISA 2009: Die IQ-Mittelwerte aller beteiligten Staaten

Umwandlung der PISA-Testwerte in den IQ

Die meisten Intelligenztests, so wie sie auch von Lynn und Vanhanen in ihren Büchern (2002, 2006) ausgewertet worden sind, haben ihren Ursprung in Großbritannien und den USA und sind später für Stichproben in anderen Ländern eingesetzt worden. Um die Ergebnisse vergleichen zu können, hat Lynn für den mittleren IQ von Großbritannien den Wert 100 mit einer Standardabweichung von 15 gesetzt, und er berechnete die Mittelwerte der anderen Länder in Bezug zu diesen „Greenwich-IQ“.

Als in der Phase der frühen Industrialisierung der Lebensstandard absank, verringerte sich die Körperhöhe der Soldaten in Sachsen in einer Zeitspanne von 60 Jahren (Geburtsjahrgänge 1775-1835) um etwa 6 cm (Ewert 2006). Ähnliche säkulare Trends sind aus allen Industrieländern bekannt. Im vergangenen Jahrhundert ging die Akzeleration des Körperhöhenwachstums mit einem vergleichbaren säkularen Anstieg der Intelligenztestwerte parallel, der als Flynn-Effekt (Fernandez-Ballesteros und Juan-Espinosa 2001) bekannt ist.

Bei dem Raven-Matrizen-Test SPM zum Beispiel, der in vielen Ländern eingesetzt worden ist und den Lynn und Vanhanen (2002) in vielen Fällen dazu benutzt haben, die nationalen IQ-Mittelwerte zu berechnen, ist der mittlere britische phänotypische IQ seit 1938, als der Test entworfen worden ist, bis 1979 pro Jahrzehnt um etwa 2 Punkte angestiegen. Wo dieser und andere Tests eingesetzt worden sind, hat Lynn unter Berücksichtigung des säkularen Anstiegs der Testwerte entsprechende Korrekturen gemacht. In einigen Fällen mögen diese Korrekturen grobe Schätzungen gewesen sein, doch gelangt man jetzt, wo inzwischen auch andere Daten vorliegen (vergl. die folgende Tabelle), zu der Einschätzung, daß Lynn eine sehr gute Arbeit geleistet hat. Seine Schätzungen können deshalb als der gelungene Versuch angesehen werden, aus den phänotypischen Werten des IQ die genotypischen Werte zu ermitteln. 

PISA-Werte (500; 100) des mathematischen Verständnisses und die jeweiligen Mittelwerte der Differenzen vom Mittelwert von sieben ausgewählten Ländern (deren mittlerer IQ bei Lynn-Vanhanen 100 ist), diese Differenzen umgerechnet in den PISA-IQ (100; 15), Lynn-Vanhanen-IQ 2002 und 2006, und die IQ-Schätzwerte von Rindermann (von denen im unteren Teil der Tabelle bereits jeweils 1 Punkt abgezogen ist)

 

Staat

PISA

2000(1)

PISA

2003(2)

PISA

2006(3)

PISA

2009(7)

mittlere

Differenz

PISA- IQ

L/V-IQ

2002(4)

L/V-IQ 2006(5)

Rind-IQ

2007(6)

 

Belgien

520

529

520

515

+1

100

100

99

100-1

 

Kanada

533

532

527

527

+10

101

97

99

102-1

 

Niederlande

(535)*

538

531

526

+14

102

102

100

102-1

 

Neuseeland

537

523

522

519

+5

101

100

99

101-1

 

Schweden

510

509

502

494

-17

97

101

99

101-1

 

Schweiz

529

527

530

534

+10

101

101

101

101-1

 

Großbritannien

529

(512)*

495

492

-14

98

100

100

102-1

 

Mittelwert dieser 7 Staaten

528

524

518

515

1,3

100

100,14

99,57

101,29

-1

 

korrigierter Mittelwert

527

523

517

514

 

100

100

 

100,29

 

Albanien

381

 

 

377

-142

79

90

90

82

 

Argentinien

388

 

381

388

-134

80

96

93

88

 

Australien

533

524

520

514

+3

100

98

98

100

 

Aserbaidshan

 

 

476

431

-63

91

87

87

80

 

Österreich

515

506

505

496

-15

98

102

100

100

 

Brasilien

334

356

370

386

-159

76

87

87

83

 

Bulgarien

430

 

413

428

-96

86

93

93

95

 

Chile

384

 

411

421

-113

83

93

90

88

 

Kolumbien

 

 

376

381

-138

79

89

84

79

 

Kroatien

 

 

467

460

-53

92

90

90

89

 

Tschechei

498

516

510

493

-16

98

97

98

99

 

Dänemark

514

514

513

503

-9

99

98

98

98

 

Dubai

 

 

 

453

 

91

83’’

84’’

77’’

 

Estland

 

 

515

512

-3

100

97

99

98

 

Finnland

536

544

548

541

+22

103

97

99

102

 

Frankreich

517

511

496

497

-15

98

98

98

99

 

Deutschland

490

503

504

513

-18

97

102

99

98

 

Griechenland

447

445

459

466

-69

90

92

92

96

 

Hongkong

560

550

547

555

+33

105

107

108

105

 

Ungarn

488

490

491

490

-31

95

99

98

100

 

Island

514

515

506

507

-10

99

98

101

100

 

Indonesien

367

360

391

371

-148

78

89

87

85

 

Irland

503

503

501

487

-21

97

93

92

97

 

Israel

433

 

447

447

-77

88

94

95

95

 

Italien

457

466

462

483

-55

92

102

102

100

 

Japan

557

534

523

529

+16

102

105

105

104

 

Jordanien

 

 

384

387

-131

80

87

84

89

 

Kasachstan

 

 

 

405

 

84

93

94

88

 

Kirgisien

 

 

311

331

-196

71

87

90

83

 

Südkorea

547

542

547

546

+25

104

106

106

105

 

Lettland

463

483

486

482

-42

94

97

98

97

 

Litauen

 

 

486

477

-35

95

97

91

93

 

Luxemburg

446

493

490

489

-41

94

101

100

98

 

Mazedonien

381

 

 

 

 

78

93

91

87

 

Mexiko

387

385

406

419

-121

82

87

88

84

 

Montenegro

 

 

399

403

-116

83

 

 

 

 

Norwegen

499

495

490

498

-25

96

98

100

99

 

Panama

 

 

 

360

 

77

85

84

77

 

Peru

292

 

 

365

-193

71

90

85

80

 

Polen

470

490

495

495

-33

95

99

99

98

 

Portugal

454

466

466

487

-52

92

95

95

94

 

Katar

 

 

318

368

-174

74

78

78

76

 

Rumänien

 

 

415

427

-96

86

94

94

92

 

Rußland

478

468

476

468

-48

93

96

97

98

 

Serbien

 

 

435

442

-78

88

93’

89’

90’

 

Singapur

 

 

 

562

 

107

103

108

106

 

Slowenien

 

 

504

501

-14

98

95

96

98

 

Slowakei

 

498

492

497

-22

97

96

96

98

 

Spanien

476

485

480

483

-40

94

97

98

97

 

Taiwan

 

 

549

543

+30

104

104

105

107

 

Thailand

432

417

417

419

-99

85

91

91

90

 

Trinidad

 

 

 

414

 

85

80

85

92

 

Tunesien

 

359

365

371

-153

77

84

83

84

 

Türkei

 

423

424

445

-87

87

90

90

87

 

USA

493

493

474

487

-34

95

98

98

99

 

Uruguay

 

422

427

427

-93

86

96

96

91

 

(xxx)* Mittelwert der zwei benachbarten PISA-Werte für diesen Staat

Serbien 93’ = mittlerer IQ für Serbien und Montenegro

Dubai 83’’ = mittlerer IQ für Vereinigte Arabische Emirate

 

Quellen:

·         (1) OECD (2003). Literacy skills for the world of tomorrow – further results from PISA 2000, S. 100.

·         (2) OECD (2004). A profile of student performance in mathematics, S. 92.

·         (3) OECD (2007a). Executive Summary. PISA 2006, S. 53.

·         (4) Lynn, R. und Vanhanen, T. (2002). IQ and the wealth of nations. Westport, CT: Praeger, S. 73ff.

·         (5) Lynn, R. und Vanhanen, T. (2006). IQ and global inequality. Augusta, GA: Washington Summit Publ., S. 55ff.

·         (6) Rindermann, H. (2007). The g-factor of international cognitive ability comparisons: the homogeneity of results in PISA, TIMSS, PIRLS and IQ-tests. European Journal of Personality, 21, 667-706, hier S. 700ff.

·         (7) PISA 2009. Bilanz nach einem Jahrzehnt. Münster: Waxmann 2010, S. 176

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2002, nach der Veröffentlichung des Buches IQ and the Wealth of Nations (Lynn und Vanhanen, 2002) und den ersten Berichten über PISA 2000, fiel mir auf, daß die PISA-Tests inhaltlich eigentlich nichts anderes sind als IQ-Tests (Weiss 2002; Lehrl 2005) und daß die Umrechnung von PISA-Werten in IQ-Werte zu sehr ähnlichen Zahlen führt (Weiss 2005 und 2006). PISA-Werte mit dem Mittelwert 500 und der Standardabweichung 100 können in IQ-Werte mit dem Mittelwert 100 und der Standardabweichung 15 umgewandelt werden, indem man die Abweichung vom Mittelwert im Verhältnis 15 zu 100 addiert oder subtrahiert. Der PISA-Wert 433 entspricht dann dem IQ 90, der PISA-Wert 567 dem IQ 110.

Doch kann der PISA-Wert 500 einfach dem IQ 100 gleich gesetzt werden? Der Mittelwert 500 ist der Mittelwert aller teilnehmenden OECD-Staaten und nicht der Mittelwert von Großbritannien. Da in der PISA-Untersuchung 2003 zum erstenmal die Türkei in die Stichprobe einbezogen wurde, auf deren Grundlage der Mittelwert 500 berechnet wurde, stieg allein dadurch der Durchschnitt von Deutschland und anderen Industrieländern um 3 PISA-Punkte (was 0,45 IQ-Punkten entspricht) im Vergleich zu 2000, ohne daß die Nutznießer eines solchen Anstiegs das Geringste dazu beigetragen hätten.

2000 erreichte Großbritannien den PISA-Wert 529, 2009 nur 492. Das entspricht einem PISA-IQ von 100 im Jahre 2000 und 97 im Jahre 2009. Wenn wir Lynns Definition folgen, so müßten wir diese Werte 100 und 97 als „Greenwich-IQ“ 100 ansetzen. Vielleicht sinkt jedoch derzeit der Durchschnitts-IQ von Großbritannien, und es wäre deshalb keine gute Lösung, den IQ der gesamten Welt an der Wasserlinie eines einzelnen sinkenden Schiffes festzumachen. Um diesem methodologischen Dilemma zu entgehen, kalibrieren ("eichen") wir im folgenden die arithmetischen Mittel der PISA-Werte von 2000, 2003, 2006 und 2009 an sieben Staaten, deren IQ-Mittelwert von Lynn und Vanhanen (2002) mit 100 angegeben wurde (siehe Tabelle auf S. xxx). Insgesamt gesehen gleichen sich  Anstieg und Sinken des IQ in diesen sieben Ländern so aus, daß ihr Mittelwert für 2009 genau 100 ist. - Die Auswahl dieser Länder ist nur eine Konvention. Man könnte die Namen und die Zahl der Länder auch verändern, und das wird insbesondere dann notwendig werden, wenn sich in Zukunft in dem einen oder anderen Land der mittlere IQ stark verändert.

Wie Rindermann (2007) zeigen konnte, erbringt die Kombination der PISA-Subtests für das Verständnis von Mathematik, Lesetexten und Wissenschaft keine signifikant anderen Ergebnisse, als wenn man den Mathematiktest allein verwendet, da alle PISA-Subtests sehr stark die Allgemeine Intelligenz im Sinne von Charles Spearman messen. Deutschland z. B. erreichte 2006 für das Lesetextverständnis einen PISA-IQ von 98, auf der Wissensschaftskala von IQ 99 und für Mathematik IQ 98. Das heißt, alle drei PISA-Skalen messen vor allem den Allgemeinen g-Faktor der Intelligenz (Lehrl 2005).

Es ist das Verdienst von Rindermann (2007), aus den Ergebnissen der internationalen Bildungsforschung (dabei nicht nur PISA, sondern in analoger Weise auch die Studien TIMSS und PIRLS einbeziehend) und den psychometrischen Testwerten (Lynn und Vanhanen 2002) einen übergreifenden Schätzwert (was auch die Absicht von Hanushek und Woessmann 2007 war) berechnet zu haben. Rindermann übersah jedoch vollständig das Problem der notwendigen Eichung. Wie man in der Tabelle auf S. xxx sehen kann, sind die von ihm geschätzten IQ-Werte durchschnittlich einen Punkt zu hoch.

Heutzutage scheuen die Bildungspsychologen und –soziologen in ihren Veröffentlichungen die Begriffe „Intelligenz“ und „IQ“ wie der Teufel das Weihwasser (Brand 1995; Brand, Constales und Kane 2003; Weiss 2002). Es zeugt schon von besonderem ideologischen Starrsinn, ja Unverschämtheit, wenn – nach den Diskussionen und den Veröffentlichungen (insbesondere Rindermann 2007; Sarrazin 2010) der letzten Jahre – auf den 312 Druckseiten des PISA-Berichtes „Bilanz nach einem Jahrzehnt“ (2010) die Begriffe „IQ“ und „Intelligenz“ weiterhin kein einziges Mal vorkommen! Es ist schon erstaunlich und ein deutlicher Beweis für den innerlichen Verfall der Gesellschaft, daß die etablierten Massenmedien so etwas ungestraft geschehen lassen. Doch sind diejenigen, die meinetwegen den Begriff IQ vermeiden wollen, so frei, alle IQ-Werte, die jemals gemessen worden sind (Lynn 2008; Lynn und Vanhanen 2002, 2006; Weiss 2005; Rindermann 2007), in „Kompetenzen“ zu transformieren, die der PISA-Skala 500;100 entsprechen. Nach einer solchen Transformation bleiben jedoch alle numerischen Beziehungen und sämtliche Korrelationen und inhaltliche Schlußfolgerungen unverändert!

Wie man sieht, gibt es bei manchen Ländern eine Auf- oder Abwärtsentwicklung der Testwerte. Seitdem ich aber in der Eisenbahn einmal zufällig dem Gespräch zweier Lehrer zuhörte, die sich über die PISA-Tests lustig machten, weil in ihren Schulen schlechten Schülern der Rat gegeben wird, am Tag des PISA-Tests doch besser zu Hause zu bleiben, habe ich meine Zweifel, worauf derartige  Veränderungen beruhen. Je mehr die Testergebnisse zu einem Politikum gemacht werden, desto größer ist die Gefahr indirekt gewünschter Verzerrungen. Man müßte Korrekturrechnungen durchführen, in Deutschland z. B. die seit Jahren steigenden Prozentzahlen der Förderschüler (Hilfsschüler) berücksichtigen,  die gar nicht in die Grundgesamtheit bei PISA eingehen. Rindermann hat versucht (2007), derartige Korrekturen zu berechnen, erreichte dabei aber insgesamt gesehen keine überzeugenden Verbesserungen. Vermutlich, weil die Statistiken für solche Korrekturfaktoren von Land zu Land verschieden und noch unzuverlässiger sind als die PISA-Tests und –Stichproben selbst.