Neu: Vorgeschichte und Folgen des arischen Ahnenpasses: Zur Geschichte der Genealogie im 20. Jahrhundert. Arnshaugk 2013, 374 Seiten

Volkmar Weiss: Die Intelligenz und ihre Feinde: Aufstieg und Niedergang der Industriegesellschaft. Graz 2012, 544 Seiten

2. Auflage, überarbeitet und erweitert: Volkmar Weiss: Das Tausendjährige Reich Artam: Die alternative Geschichte der Deutschen 1941-2099. Arnshaugk 2011, 383 Seiten


Erschienen in: Die neue Achse. Veröffentlichungen der Gesellschaft für Freie Publizistik 20 (2004), S. 11-29.

 

Bevölkerungspolitik als Grundlage von Staat und Volk

Volkmar W e i s s

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Oswald Spengler schrieb 1917 in seinem Buch „Der Untergang des Abendlandes“ [1] im Rückblick auf den Niedergang der griechischen und römischen Hochkultur: “Der letzte Mensch der Weltstädte will nicht mehr leben ... . Die große Wendung tritt ein, sobald es im alltäglichen Denken einer hochkultivierten Bevölkerung für das Vorhandensein von Kindern ‚Gründe’ gibt.  ... Statt der Kinder haben sie seelische Konflikte, die Ehe ist eine kunstgewerbliche Aufgabe. ... Der kinderreiche Vater ist in Großstädten eine Karikatur. ... Auf dieser Stufe beginnt in allen Zivilisationen ... das Stadium einer entsetzlichen Entvölkerung. Das kulturfähige Menschentum wird von der Spitze her abgebaut, zuerst die Weltstädte, dann die Provinzstädte, endlich das Land, das durch die über alles Maß anwachsende Landflucht seiner besten Bevölkerung eine Zeitlang das Leerwerden der Städte verzögert.“

Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein starben in allen großen Städten mehr Menschen, als geboren worden sind, und die großen Städte konnten ihre Einwohnerzahl nur durch ständige Zuwanderung halten und dann sogar mehren. Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, daß heute nicht nur London, sondern ein hochindustrialisierter Staat – wie England - in seiner staatlichen Gesamtheit die Rolle einer zentralen Weltstadt spielt, die, wenn sie überleben und wirtschaftlich wachsen will, ständiger Einwanderung bedarf. In den großen Städten war das jahrhundertelang nicht anders. Aber unter welchen Voraussetzungen? Unsere Vorfahren haben genau darauf geachtet, daß pro Generation nur die Personenzahl in der Stadt als Bürger aufgenommen worden ist, deren Gewerbe und Arbeit in der Stadt gebraucht wurde. Wer Bürger wurde, mußte bereit sein, sich an Art und Sprache der Stadt anzupassen. Diejenigen, die in der Stadt keine Arbeit hatten, mußten die Stadt wieder verlassen. Ein Heer von Proletariern, das auf Staatskosten gefüttert wurde, wie es in der Endphase Roms der Fall war – solche Zustände konnte und wollte sich keine Stadt leisten. Heute versucht die Einwanderungspolitik einiger Länder, wie z.B. Neuseelands, genau das zustandezubringen, was früher die Grundlage jeder wirtschaftlich blühenden Stadt war.

Damit sind wir schon an einem wichtigen Punkt angelangt: Hat uns bei der Bevölkerung nur die Zahl und die altersmäßige Zusammensetzung zu interessieren? Vielleicht sind auch noch die Qualifikation, die Sprache und die Religion wichtig? Machen wir einmal ein Gedankenexperiment: 1948 kamen auf die Insel Taiwan mehr als 2 Millionen Chinesen, die vor Maos Kommunisten geflohen waren. Diese Flüchtlinge, ihre Kinder und Enkel verwandelten Taiwan in einen der führenden Industriestaaten dieser Welt. Können Sie sich vorstellen, wie Taiwan heute wirtschaftlich dastünde, wenn anstelle der Chinesen die gleiche Anzahl von Einwohnern von Haiti oder von osteuropäischen Zigeunern (politisch korrekt „Roma“ genannt) oder 2 Millionen Juden nach Taiwan umgesiedelt wären. Sie vermuten insgeheim, mit dieser Zahl Juden wäre Taiwan oder vielleicht auch Madagaskar [2] heute auch eine Wirtschaftsmacht geworden. Seltsam, wie sie darauf kommen, sind denn nicht alle Menschen gleich? Woran mag es denn bloß liegen, daß nicht nur die Zahl der Menschen entscheidend ist, sondern daß es auch so etwas wie „Bevölkerungsqualität [3] zu geben scheint. In der Sprache der modernen Ökonomie sagt man nicht „Bevölkerungsqualität“, sondern spricht von „Humankapital“. In diesem Zusammenhang ist es mir ein besonderes Vergnügen, ein von der „Bundesanstalt für politische Bildung“ im Februar 2003 veröffentlichtes Material [4] zu verbreiten.

Daß eine Bevölkerung in Raum und Zeit auch eine Struktur hat und nicht nur eine Quantität, sondern auch eine Qualität, war auch in Deutschland noch in den Fünfziger Jahren eine Selbstverständlichkeit. Etwa um 1970 jedoch kam es in der westlichen Welt zu einem grundlegenden Umschwung des herrschenden Zeitgeistes. Von nun an zählte bei Menschen nur noch die Zahl: D. h. Qualifikationsunterschiede beruhten nur noch auf unterschiedlicher Sozialisation und die konnte man ja verändern, z.B. die Zahl der Abiturienten und Studierenden von 5% auf 20% oder gar 40% ausweiten, immer in dem Glauben, daß formale gleiche Qualifikation dann auch gleiche Leistung und höhere formale Qualifikation höhere Intelligenz bedeuten würde, anstatt Inflation der Bildungsgrade. Dieser Sieg des Neomarxismus (der Frankfurter Schule) [5] - mit einhergehender Beherrschung der Medien und damit der sogenannten „öffentlichen Meinung“ ist ein für eine Leistungsgesellschaft erstaunliches Phänomen. Eine in der materiellen Produktion – in Handwerk, Industrie und Landwirtschaft - nach wie vor gnadenlose Leistungsgesellschaft leistet sich den Narrensaum [6] einer weitgehend ideologisch egalitären Geistes- und Sozialwissenschaft [7] , der Massenmedien und öffentlichen Dienste (und leider gehören auch die Evangelischen Landeskirchen dazu). In den Bann dieses Narrensaumes geriet um 1970 auch die deutsche Bevölkerungswissenschaft, und das gerade zu einem Zeitpunkt, an dem durch den dramatischen Geburtenrückgang eine mutige, auf die Öffentlichkeit gerichtete Prognose, Not getan hätte. Zu Narren wurden diejenigen erklärt, die – wie man heute im Rückblick von 30 Jahren feststellen muß - in der Sache recht hatten, und politisch wurden sie in die rechte Ecke gedrängt.

Zielscheibe der Angriffe war vor allem Hans Harmsen (1899-1989), der herausragendste Vertreter der deutschen Bevölkerungswissenschaft der Nachkriegszeit. 1971 hatte sich Harmsen gar zum Thema „Zum Geburtenrückgang in der Bundesrepublik Deutschland“ folgendermaßen geäußert: „Eine beachtliche Zahl von ausländischen Arbeitskräften sind bereits 7 oder mehr Jahre in der BRD – sie sind Einwanderer geworden, deren Probleme hinsichtlich Wohnung und Erziehung der Kinder nicht allein mit ausländerpolizeilichen Maßnahmen geregelt werden können.“ [8] Diese erstmalige gedankliche Verknüpfung von eigenem Geburtenrückgang mit der Notwendigkeit einer qualifizierten Einwanderungspolitik brachte nicht nur den deutschen Blätterwald zum Rauschen, der gerade begann, die „Politische Korrektheit“ zu installieren und die Nähe von Harmsen zur nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik entdeckte, sondern auch die Auflösung der Deutschen Akademie für Bevölkerungswissenschaft. Die einzige erlaubte politische Lesart war damals, daß die ausländischen Arbeitnehmer wieder in ihre Ursprungsländer zurückkehren würden.

In den folgenden Jahrzehnten war bei den beamteten deutschen Demographen Anpassung an den Zeitgeist die erste Bürgerpflicht. Nur Personen, die sich außerhalb dieses engeren Zirkels bewegten, konnten es wagen und wagten es, ihre Stimme zu erheben. So unterzeichneten 1981 zwanzig deutsche Universitätsprofessoren das „Heidelberger Manifest“ [9] , das im selben Jahr zur Gründung des „Schutzbundes für das deutsche Volk“ führte.

Es ist eine besondere Ironie der Geschichte, daß sich der Zeitgeistwandel in Ost und West in den Siebziger Jahren in entgegengesetzter Richtung vollzog. Während die Praxis der Ostblockländer im sowjetischen Machtbereich zu der Einsicht führte, daß Menschen nicht unbegrenzt bildungsfähig sind und der Kommunismus in sich ideologisch zusammenbrach, konnten wir, die damals im Osten lebten, mit steigender Verwunderung beobachten, wie die egalitäre Ideologie im Westen immer mehr um sich griff. Alle Warnungen der Siebziger oder Achtziger Jahre über den eine Generation später drohenden Zusammenbruch der Sozialsysteme, den wir nun endlich erleben dürfen – wir sind ja damit erst am Anfang, da kommt noch viel, viel mehr auf uns zu [10]   – sind in den Wind geschlagen worden.  Schmidt-Kaler hat schon in seiner Rede  auf der Politischen Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung 1988 [11] alles gesagt, was zu sagen war: „Als ich 1973 erstmals (in einem Memorandum an Regierung und Opposition) darauf hinwies, daß die Rechnung fehlender Geburten auch im Bereich der Renten und Altersversorgung präsentiert werden wird, erntete ich nichts als Unglauben und Anfeindungen. Inzwischen ist die Erkenntnis Allgemeingut geworden, daß die Verwirklichung von heute erarbeiteten Rentenansprüchen davon abhängt, wie sich die Geburtenzahlen entwickeln. ... Die einzige natürliche Lösung des Dilemmas heißt: wieder mehr Kinder zur Sicherung des Generationenvertrages und zur sozialen Versorgung. Nur dies führt zu einer dauerhaften Stärkung des sozialen Systems.“

Die Medien spielten jahrzehntelang die Rolle des Schiedsrichters, der jedem Politiker und Wissenschaftler die Karte mit der Aufschrift „Nähe zu faschistischem Gedankengut“ zeigte, der auf die Notwendigkeit einer rechtzeitigen Bevölkerungs- und Einwanderungspolitik auch nur hinzuweisen wagte.  Inzwischen gibt es unter dem Druck der jedermann offenkundigen Tatsachen Anzeichen, daß sich die Interessenlage der Journalisten zu verändern beginnt. [12]

Kann man langfristige Entwicklungen und Risikofaktoren, aus denen geschichtliche Brüche folgen, vorhersagen? 1865 erschien der Bericht des Engländers Charles Boner, der Siebenbürgen bereist hatte, und man konnte lesen [13] : „Allein, wie kommt es, dass diese deutschen Ansiedler, ... so dahinschwinden, anstatt das Land mit ihrer Nachkommenschaft zu bevölkern? ... Es gibt Dörfer, in welchen die Bevölkerung seit hundert und mehr Jahren stationär geblieben ist. In anderen, die ursprünglich von lauter Deutschen bewohnt waren, ... findet man heutzutage kaum noch einen Sachsen; die ganze Einwohnerschaft ist rumänisch. ... Dieser Wechsel hat sich seit der Kindheit noch jetzt lebender Leute bis heute vollständig vollzogen. ... Selbst von der Kanzel herab wurde das an sich schwierige und heikle Thema sehr eindringlich und mit grosser Beredsamkeit behandelt. ... Überall im ganzen Lande werden die Sachsen, welche früher den ersten Rang einnahmen, allmählig in den zweiten zurückgedrängt.“ Zwanzig Jahre später schrieb ein deutscher Reisender [14] über Siebenbürgen: “Die Sachsen beklagen sich oft seufzend, daß ihre Dörfer aussterben, daß ihre Häuser leer stehen und sich Rumänen hineinsetzen. ‚Können wir dafür’, erwidern die Rumänen, haben wir die Sachsen todtgeschlagen, thun wir ihnen ein Leid an? Gewiß nicht, sie selbst sind Schuld, wenn sie verschwinden und keine Nachkommen hinterlassen.’“ 1912 hatte sich die Lage schon so verändert, daß vor dem „Verein für siebenbürgische Landeskunde“ einen Vortrag [15] über „Vernichtung und Verdrängung im Lebenskampf des sächsischen Volkes“ gehalten werden mußte: „Die Wagschale senkt sich immer mehr zu Gunsten der Rumänen. ... In politischer Hinsicht braucht nur auf die Möglichkeit des allgemeinen gleichen Wahlrechtes verwiesen zu werden, um die wahrscheinliche Zukunft zu kennzeichnen. ... Was wir hier sehen, ist mit der Kraft einer Naturgewalt vor sich gehende Verdrängung.“ Heute, drei Generationen später, ist diese Verdrängung vollzogen: Bis auf einen kleinen Rest gibt es in Siebenbürgen keine Sachsen bzw. Deutschen mehr. Dabei war es kein großer Krieg, der mit einem Male einen Schlußpunkt und einen Anfang gesetzt hätte, wie etwa 1945 für Ostpreußen. Die beiden Weltkriege waren für Siebenbürgen nur Etappen einer langen Entwicklung, deren Konsequenz der Reiseschriftsteller von 1865 richtig erahnt hat. Hat eine Bevölkerung einmal eine kritische Größe unterschritten, kommt es dann, nach einem sehr langen Niedergang, in kurzer Zeit zu einem völligen Zusammenbruch, im Falle Siebenbürgens zur Auswanderung der deutschen Restbevölkerung [16] , im Falle des Kosovo [17] zur Massenflucht der Serben.

Wechseln wir einmal die Szene und blicken wir nach Südafrika, wo 1921 eine Volkszählung durchgeführt wurde. Der damalige Direktor des Statistischen Amtes der Union von Südafrika, C. W. Cousins, also nicht irgendwer, kommentierte die Zahlen in folgender Weise [18] : „Während in den letzten 30 Jahren die nichteuropäische Bevölkerung durch natürliches Wachstum um 2 630 000 zugenommen hat, vermehrte die europäische Bevölkerung ... ihre Zahl nur um 500 000.“ Es wird sich daher seiner Ansicht nach wahrscheinlich schon in den nächsten 25 – 50 Jahren endgültig entscheiden, ob die Europäer neben den farbigen Rassen noch ein verhältnismäßig starkes und für die weitere Entwicklung Südafrikas bestimmendes Bevölkerungselement bleiben werden, oder ob diese sie derart an Zahl übertreffen und friedlich verdrängen, daß sie schließlich nur noch eine sehr dünne Oberschicht bilden, die eines Tages leicht ganz beseitigt werden kann. Cousins veröffentlichte dann drei Varianten (A, B und C) der möglichen Bevölkerungsentwicklung bis 1971. Bei Variante B sollten 1971 vier Millionen Weiße und 19 Millionen Schwarze in Südafrika leben, bei Variante C sollten 1971 3 650 000 Weiße einer farbigen Bevölkerung von 24 Millionen gegenüberstehen. Die tatsächlichen Zahlen lagen dann 1971 zwischen diesen beiden Varianten. 2002 waren von rund 44 Millionen legal gezählter Einwohner noch 13% Weiße (neuere Zahlen sprechen von 10%). Von 1890 bis 2000 hat sich damit damit das Zahlenverhältnis von Schwarz zu Weiß von 50 zu 50 auf 90 zu 10 verschoben, und das geht ja noch weiter. Der 1921 von Cousins erahnte Machtwechsel hat bekanntlich 1994 stattgefunden; der „eine Tag“, an dem die Massenflucht der Weißen einsetzt, noch nicht. Kenia hat ihn schon hinter sich, das frühere Rhodesien (heute Simbabwe) erlebt ihn soeben. Auch in Südafrika lassen sich die Vorstufen der weißen Abwanderung schon längst registrieren: Qualifizierte junge Leute zieht es nach Europa, Australien oder Kanada, die Ausdünnung ist schon im Gange. [19]

Wann wird der kritische Punkt erreicht, von dem ab die Zeichen unwiderruflich auf Krieg, Bürgerkrieg und Vertreibung des einen Bevölkerungsteiles deuten, auch wenn der Ausbruch von blutigen Auseinandersetzungen noch Jahrzehnte auf sich warten lassen kann? Wie viele Jahrzehnte ist dann noch Zeit? Und wie lange noch gibt es Spielraum zum Gegensteuern? „Darauf gehen ja schließlich die Fortschritte der Tschechen hinaus, daß man dadurch die Deutschen entbehrlich mache und sie ... , nachdem Böhmen den Tschechen gehöre ... zum Lande hinauswerfe oder sie zwinge, im Tschechentum aufzugehen.“ [20] , konnte man z. B. 1898 lesen. Die Ereignisse von 1938 [21] und 1945 waren keine Betriebsunfälle der Geschichte. Aber nur wegen der sehr guten Quellenlage wähle ich hier das Beispiel Böhmen. Was im folgenden für Prag gesagt wird, gilt ebenso für Laibach (heute Ljubljana), Riga, Preßburg (heute Bratislava), Pristina oder das Verhältnis von Russen und Kirgisen in Alma-Ata und neuerdings auch für Los Angeles in Kalifornien [22] . Mit der Gründung des zweiten (Klein-)Deutschen Reiches wurden die Deutschen in Österreich-Ungarn endgültig, für das Habsburgerreich insgesamt gesehen, zu einer nationalen Minderheit. In einem Buch über „Das Wesen des nationalen Kampfes in den Sudetenländern“ aus dem Jahre 1912 [23] kann man lesen: Bis 1848 war „die Umgangssprache der Gebildeten im Kreise von ihresgleichen deutsch. Tschechisch war ein Volksdialekt, allerdings einer, den große Teile der angeblich deutschen guten Gesellschaft zwischen ihren vier Wänden ... gebrauchten. ... Die Erschütterung der deutschen sprachlichen und gesellschaftlichen Vorherrschaft begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.“  1848 wurde die tschechische Sprache Pflichtgegenstand an den Gymnasien Böhmens, das Jahr 1882 kennzeichnet den wichtigsten Wendepunkt, von dem ab die demographische Krise in eine offene nationale Existenzkrise überging: Die Teilung der Prager Universität in eine deutsche und eine tschechische [24] . In einem Buch mit dem Titel „Der Völkerstreit im Habsburgerstaat“ [25] aus dem Jahre 1910 kann man lesen: „Der Unterschied von einst und jetzt besteht eben darin, daß die Tschechen ...  heute das ganze deutsche Sprachgebiet (in Böhmen und Mähren) als geeignetes Objekt der nationalen Eroberung sehen. ... Nun wendet sich das Blatt; die Massen .... sind tschechisch, und wer sich ihrer annimmt, hat Aussicht auf Ehrenstellen und Erwerb. ... Geschäftliche Interessen bewirkten den Abfall, und der Boykott setzten ein. War die Eroberung der Mehrheit im Gemeinderat erreicht, dann wurde sie von den Tschechen rücksichtslos ausgenützt; die deutschen Beamten wurden entlassen, wo dies nicht ohne weiteres ging, auf alle mögliche Weise schikaniert, auf jeden Fall immer durch Tschechen ersetzt. ... Dann konnten kleinere Städte einer deutschen Minderheit häufig die wirtschaftlichen Lebensbedingungen nicht mehr bieten; so wanderten denn die Unabhängigen aus; der Rest beugte sich und wurde tschechisiert.“ Vergleiche mit anderen Gebieten, wie z.B. dem Kosovo zeigen, daß tatsächlich oft weniger als ein Jahrhundert ausreicht, daß aus einer dominanten Bevölkerung, die zu wenig eigene Kinder großzieht, Heimatvertriebene werden.

Die entscheidende Phase im Existenzkampf der Völker ist stets der Kampf um die Sprache, die in der Schule gelehrt und gesprochen wird. Ob es nun Tschechisch in Böhmen, Spanisch in Kalifornien [26] oder die Sprache der indischen Einwanderer auf den Fidschi-Inseln ist, auf die Anerkennung als Schulsprache und als gleichberechte Landessprache folgt die Forderung nach Quoten bei den Anstellungen in allen öffentlichen Beschäftigungen, bei der Zulassung zum Hochschulstudium und schließlich sogar in der Privatwirtschaft. Begründet werden diese Forderungen, nun auch vertreten durch mindestens eine eigene Volkspartei, stets mit dem Ruf nach ausgleichender Gerechtigkeit, dem sich auf die Dauer, wenn die Zahl der Rufer von Jahr zu Jahr größer wird, keine demokratische Regierung verschließen kann. Sehen Sie sich bitte einmal die Reaktionen auf die Ergebnisse der PISA-Studie im Internet an: Der Forderung nach Türkisch als Schulsprache in Deutschland wird mit aller Deutlichkeit bereits erhoben, und es gibt schon seit Jahren einen mehr oder weniger umfangreichen Teilunterricht in Türkisch an den Schulen deutscher Großstädte.

Deutschland ist damit noch nicht verloren, aber wann könnte es soweit sein? Der schon zitierte Gewährsmann aus Böhmen schrieb 1912: „Es war ein Fehler, die nationale Bedeutung des Reichtums zu überschätzen. ... Wir haben ... zu viele Leute mit höheren Ansprüchen an die Lebensführung, daher an höheren Löhnen, kürzerer Arbeitszeit, Leute mit größerem Selbstbewußtsein und geringerer Fügsamkeit. ...  Für niedrige Arbeit sowie für persönliche Dienste mußte man nach tschechischen Arbeitskräften greifen.“ Im Frühjahr 1914 schauten gebildete und wohlhabende deutsche Bürger in Prag, Riga, in Laibach und Preßburg auf ihre ungebildeten Mitbürger herab, ebenso wie der serbische Staatsangestellte 1970 in Pristina auf die Albaner und der US-Amerikaner in Los Angeles im Jahre 2000 auf die eingewanderten Mexikaner herabschaut. Und wie wir auf die Türken in Berlin, Hamburg und Düsseldorf herabschauen. Oder tun wir es nicht? Die PISA-Studie hat zweifelsfrei belegt, daß die bei uns eingewanderten Türken nicht nur weniger qualifiziert sind, sondern auch einen durchschnittlichen IQ von nicht höher als 85 haben. [27] An den höheren Bildungseinrichtungen sind die Einwanderer, insbesondere die aus der Türkei, nur halb so stark vertreten, wie ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. Aber sie sind vertreten! Und nun rechnen Sie einmal bitte, und es ist eine ganz einfache Rechnung: Schon ab dem Jahre 2010 werden die Einwanderer in den westdeutschen Großstädten [28] die Bevölkerungsmehrheit in der aktiven Bevölkerungsgruppe stellen, das ist die demographische Prognose [29] . Ein Deutscher in Frankfurt am Main und in Düsseldorf wird bald Angehöriger einer nationalen Minderheit sein. Hat sich an der Bildungsbeteiligung der Einwanderer bis dahin nichts Wesentliches geändert, dann stellen sie ab dieser Zeit – also ab 2010 - bereits ein Viertel der geistigen Elite (Elite hier vereinfacht nur als Bildungselite oder noch einfacher als der Anteil der Abiturienten verstanden) in Deutschlands Großstädten. Und hält der seit etwa 1970 bestehende Trend von gegenüber den Deutschen bis zu doppelt so hohen Kinderzahlen bei den Einwanderern und weiterer Einwanderung an, dann sind etwa 2040 die Anteile der von den Deutschen und den Einwanderern gestellten Anteile an den Abiturienten zahlenmäßig gleich, d.h. aus den Mittelschichten der Einwanderer erwächst ihre eigene Elite. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die demographische Krise der europäischen Völker in einen Kampf um ihre nationale Existenz übergehen, der an einigen Punkten verloren gehen kann.

Lassen wir wieder unseren böhmischen Gewährsmann sprechen, der 1912 klagte: „Für das tschechische Volk hat das deutsche Sprachgebiet die Bedeutung eines Kolonialgebietes, das seine überschüssigen Menschenmassen aufnimmt.“ Unser Gewährsmann ist noch viel weitsichtiger, wenn er im weiteren schreibt, daß die Industrialisierung der tschechischen Kerngebiete aus dem „Auswandererland ein Einwanderland machen“ wird. Ein Zustand, der nach 1990 tatsächlich eingetreten ist. In keinem Jahre davor und danach sind so viele Tschechen wie 1944 geboren worden. Gegenwärtig sieht sich die Tschechische Republik ihrerseits mit ihren inzwischen sehr niedrigen Kinderzahlen einem Einwanderungsdruck aus Ost- und Außereuropa ausgesetzt.

Der entscheidende Punkt im Kampf um die nationale Existenz ist dann erreicht, wenn die Elite der Einwanderer oder einer zahlenmäßig wachsenden Bevölkerungsgruppe es nicht mehr als gewinnbringend ansieht, sich der Mehrheit anzupassen und ihre Sprache zu sprechen, sondern ihre eigenen politischen Ziele verfolgt und mit eigenen politischen Organisationen den Kampf um die Macht aufnimmt. Für diesen Punkt läßt sich kein bestimmtes Jahr festmachen. Im Rückblick auf ein Jahrhundert hat es der Historiker relativ leicht, nachträglich bestimmte Eckzahlen zu erkennen. Wer aber, wie wir, mittendrin in diesem Ablauf ist, kann nur beobachten, daß z.B. bereits eine selbständige türkische Presse entstanden ist, es aber noch keine eigene politische Partei für die Türken in Deutschland gibt, die aber bald entstünde, wenn ihnen bei Kommunalwahlen das Stimmrecht auch ohne gute deutsche Sprachkenntnisse gewährt würde.

Im geschichtlichen Rückblick ist das Tempo eindrucksvoll, in dem ein vollständiger Bevölkerungswandel in an und für sich voll besiedelten Räumen vor sich gehen kann. Ein Wandel, der in den ersten Jahrzehnten zumeist völlig friedlich verläuft. Der Wechsel von der Dominanz der einen Bevölkerung bis zur völligen Vertreibung oder Ausgrenzung der anderen braucht oft weniger als ein Jahrhundert. In Palästina bzw. Israel brauchte es, beschleunigt durch die außerordentlichen Umstände und Folgen des Antisemitismus in zahlreichen Ländern [30] , von 1890 bis 1948 keine 60 Jahre, um die Araber zu Flüchtlingen zu machen. Auch die Geschwindigkeit des vollständigen Elitenwechsels hat man bisher stark unterschätzt. Bei manchen Völkern, wie etwa den Slowenen, hat deutscher Hochmut gar nicht so richtig für möglich gehalten, daß sie sich selbst regieren und wirtschaftlich behaupten können. Man kann sich aber schwer vorstellen, daß sich Niederländer, Dänen, Tschechen und Schweizer durch außereuropäische Einwanderer allmählich aus ihrer Heimat verdrängen lassen, ohne von einem bestimmten Punkte an energischen Widerstand zu leisten.

„Die Höhe unserer materiellen Kultur steht in untrennbarem Zusammenhang mit der nationalen Zersetzung unseres Lebensraumes“, schrieb unserer, hier schon mehrfach zitierter weitsichtiger böhmischer Gewährsmann im Jahre 1912. Und er setzt fort: „Wir Deutsche ... haben kein für unsere nationale Existenz notwendiges Interesse -– an einer Verzögerung der Modernisierung des tschechischen Wirtschafts- und Gesellschaftslebens. Im Gegenteil: Je differenzierter und moderner die wirtschaftliche und soziale Struktur des tschechischen Volkes wird, ... desto geringer wird das Ausbreitungsbedürfnis der tschechischen Nation“. Was damals für die Tschechei galt, gilt heute für die Türkei und anderswo.

Unser Gewährsmann sah 1912 dann bei den Deutschen in Böhmen und Mähren alle Zeichen der nationalen Existenzkrise, die wir inzwischen überall bei uns Deutschen kennen: Nichtbesetzung bestimmter Stellen, die schwere körperliche Arbeit verlangen; ungenügende Ausbildung von Lehrlingen; mangelndes Streben nach selbständiger Existenz, insbesondere auch im Handwerk; Aufblähung der staatlichen Verwaltung und Bürokratie usw.

Wenn auch der Mann 1912 der  richtigen Ansicht war, daß die Expansionskraft der Tschechen eines Tages zum Erliegen kommen wird, so sah er doch zugleich, daß bis zu diesem Zeitpunkte „deutscher Volksboden unwiederbringlich verloren“ sein wird. Seit 1850 dürfte der Raum, in dem Deutsch Verwaltungs- und Verkehrssprache gewesen ist, bis heute auf ungefähr die Hälfte geschrumpft sein. Die Existenzkrise droht nun in den folgenden Jahrzehnten auch für die Kerngebiete. Es ist dabei eine besondere Tragik deutscher Geschichte, daß die Ausgrenzung der Juden zu einem Zeitpunkt ihrem Höhepunkt zustrebte [31] , zu dem ihre Assimilationsbereitschaft schon sehr groß war und von Jahr zu Jahr wuchs. 1933 heirateten 36% aller jüdischen Männer eine deutsche Frau. Sicher, ein Teil der Zuwanderer war und ist nicht zur Assimilation bereit. Aber für jede Generation stellt sich die Frage neu. Während es 1910 mit den polnisch sprechenden Preußen im Ruhrgebiet eine Menge Probleme gab, spricht heute keiner mehr davon, und ihre Nachkommen prügeln sich als echte Deutsche in den Jugenddiskotheken mit Türken und Rußlanddeutschen.

Eine große Chance besteht für unsere nationale und europäische Existenz darin, daß die bei uns schon vorhandenen Einwanderer und weiter Hinzukommenden keine national geschlossene Einheit bilden, sondern sich auf viele Herkunftsländer verteilen. Gelingt es, die Vielfalt aufrechtzuerhalten, dann sollten wir optimistisch sein. Was Geburtenschwund und Masseneinwanderung anbetrifft, hat uns Frankreich einige Jahrzehnte an Erfahrungen voraus. Bis heute ist Frankreich noch nicht untergegangen, auch wenn seine Probleme mit den Einwanderern aus Nordafrika immer komplizierter werden, und wir sollten nach Frankreich schauen und von unserem Nachbarn lernen, vor allem auch seinen langen Atem in der Bevölkerungspolitik. Die einzige Nation, die in Mitteleuropa zahlenmäßig schon so stark ist, daß die Assimilation der schon Anwesenden Vorrang vor jedem weiteren Zuzug haben sollte, sind die Türken. Jahrhundertelang sah sich das alte Rom dem Einwanderungsdruck seiner Nachbarvölker ausgesetzt, und ist damit viele Jahrhunderte ganz gut fertig geworden und hat immer neue Zuwandererströme in sein Reich eingebunden. Durch eine kluge Politik, die die Fremden niemals als eine Einheit betrachtet hat, sondern immer zwischen Personen von großer Nähe und weiter Ferne unterschieden hat, so daß aus den Nahestehenderen gute Staatsbürger geworden sind. Ein gewisses Maß an Bevölkerungsaustausch, an Einwanderung und Auswanderung, ist etwas ganz Normales und hat stets und immer stattgefunden.

Die Völker Europas, die für das Entstehen ihrer Nationalstaaten einen hohen Preis gezahlt haben, stehen jetzt vor der Entscheidung, ob sie ihre relativ geschlossenen und christlich geprägten Nationalstaaten aufs Spiel setzen. Schrumpfende Bevölkerungen – und das sind mit Ausnahme der Albaner – jetzt alle europäischen Völker, besiedeln „Unterdruckgebiete“, auf die ein Einwanderungsdruck mit ständig wachsenden Kosten (für Grenzschutz, Asylbewerber usw.) ausgeübt wird. 1995 hatte die Europäische Union 375 Millionen Einwohner, der islamisch geprägte Nahe Osten und Nordafrika zusammen 313 Millionen. Nach der UN-Prognose (von 1996) soll 2050 die Zahl der EU-Einwohner auf 338 Millionen sinken, die im Nahen Osten und Nordafrika hingegen auf 661 Millionen steigen. Diese Prognose ist naiv, denn die ausgleichende Wanderungsbewegung ist bereits in vollem Gange. Der gegenwärtige Zustand in Mitteleuropa mit sinkenden Rüstungslasten und relativer politischer Ruhe und Stabilität ist eine Übergangszustand, der – wenn der gegenwärtige Trend nicht gebrochen wird -  mittelfristig in einen Zustand mit schweren inneren und vielleicht auch damit zusammenhängenden äußeren Konflikten übergehen wird. Noch verbleiben einige wenige Jahre für Steuerungsmöglichkeiten.

Die demographische Misere hat fast alle europäischen Staaten erfaßt, unabhängig von der Regierungsform, unter der sie viele Jahrzehnte standen. Spanien wie Italien, die Tschechische Republik genauso wie die Ukraine. Und da auch die außereuropäischen Industrieländer betroffen sind, Japan und Korea, die weiße Bevölkerung Australiens, Südafrikas und der USA [32] , müssen die Ursachen viel tiefer liegen als in der jeweiligen Regierungsform.

Je höher in Lateinamerika die mittlere Lebenserwartung ist, desto geringer die Fruchtbarkeit. Das arme Kuba z.B. hat eine mittlere Lebenserwartung von 76 Jahren und 1,5 Geburten pro Frau. Wenn man sich den Bevölkerungsreport für alle Länder der Welt  für das Jahr 2002 [33] ansieht, so stellt man fest: Auch in den entferntesten Winkeln der Welt (wie etwa auf Mauritius) sinkt die Geburtenzahl unter das Selbstreproduktionsniveau von 2,1 Geburten pro Frau, sobald die mittlere Lebenserwartung 70 Jahre übersteigt. Als Folge des wirtschaftlichen und medizinischen Fortschritts ist der Rhythmus der Generationen, der in den Jahrtausenden unserer Evolution geprägt worden ist, innerhalb eines einzigen Jahrhunderts aufs schwerste gestört worden. 

Ein Rückgang der absoluten Bevölkerungszahl, der findet in den ländlichen Regionen Europas schon seit 15O Jahren statt, verbunden mit einer immer stärkeren Ballung der Bevölkerung in den Wirtschaftszentren. Geert Mak beschreibt in seinem Buch „Wie Gott verschwand aus Jorwerd“ [34] den Untergang des Dorfes an einem Beispiel aus Friesland: „Um die Jahrhundertwende wohnten ungefähr 650 Leute im Dorf. 1950 waren es noch 420. 1995 gab es etwa 330 Einwohner, aber die meisten von ihnen wohnten eigentlich mit einem Bein in der Stadt. Innerhalb von hundert Jahren war das Dorf fast auf die Hälfte geschrumpft. Die Leihbücherei verschwand 1953, das Postamt 1956. ... 1972 fusionierte der Kirchenvorstand mit zwei Nachbardörfern. ... 1979 verschwand die Freiwillige Feuerwehr ... und 1994 wurde die Kirche einer Stiftung für Denkmalschutz übergeben.“ Derartige Vorgänge vollziehen sich derzeit überall in der Mitte Deutschlands. Die Häuser werden schneller leer, als sie verfallen können. Die Immobilienpreise verfallen, der Erwerb von Eigentumswohnungen zur Sicherung der eigenen Rente wird zum Witz.

Ein allmählicher Rückgang der absoluten Einwohnerzahl brauchte uns aber, angesichts der Steigerung unserer Produktivität,  nicht zu erschrecken, sondern könnte uns als Entlastung der Umwelt sogar willkommen sein. Zu einem ernsten Problem wird der Bevölkerungsrückgang erst dann, wenn er mit einem Verlust an Bevölkerungsqualität einhergeht, wie das in vielen Gebieten der Fall ist. Insgesamt gesehen hat der akademisch gebildete Bevölkerungsteil viel zu wenig Kinder. Es ist deshalb kein Zufall, daß der Mainzer Physik-Professor Hermann Adrian [35] dadurch zur Demographie kam, da er beobachten mußte, daß es Jahr für Jahr weniger Studenten gibt, die einem anspruchsvollen Physikstudium gewachsen sind. Es werden dafür schlicht und einfach zu wenige geboren. Mit mehr Schulstunden für die breite Mitte läßt sich die Unterzahl der deutschen Elite nicht ausgleichen.

Alle Generationen vor uns haben das Leben vom Tode her begriffen. Der Wille zum Kind ist der Wille zum Überleben. Die französische Bevölkerungspolitik, die aus den Kriegen von 1870, 1914 und insbesondere der Niederlage von 1940 ihre Konsequenzen gezogen hat, zu der seitdem alle Regierungen standen, war von Anfang an ein Teil der französischen Selbstbehauptungs- und Machtpolitik. Kosovo, Palästina und die jüdischen Siedlungen im Westjordanland sind auch deshalb so kinderreich, weil ihr Kinderreichtum auch das Streben nach größerer Macht und Einfluß ist. Eine europäische zwei- oder dreisprachige Elite ist zwar im Entstehen, jedoch müßte sie den einsprachigen Bevölkerungsmassen eine Zukunftsvision von Leistung und Gemeinschaft vermitteln, für die es sich lohnt, Kinder in die Welt zu setzen, und sich nicht scheuen, Konkurrenten, ja Gegner, zu benennen, denen diese Kinder als Nutzer und Verteidiger des eigenen Raumes entgegenstehen werden.

Wie sagte doch Spengler 1917: „Das kulturfähige Menschentum wird von der Spitze her abgebaut, zuerst die Weltstädte, dann die Provinzstädte, endlich das Land, das durch die über alles Maß anwachsende Landflucht seiner besten Bevölkerung eine Zeitlang das Leerwerden der Städte verzögert.“ In der Phase, die wir jetzt erleben, stimmt das aber noch nicht: Die großen Städte werden nicht einfach leer, sondern füllen sich zuvor mit anderssprachigen Flüchtlingen aus den Notstandsgebieten aller Weltteile und aller Hautfarben, die – wenn sie so unqualifiziert sind wie die Türken in Berlin – die Städte wirtschaftlich ruinieren, allein schon durch die notwendigen Ausgaben für Sozialhilfe. Der Verfasser der vierbändigen „Deutschen Gesellschaftsgeschichte“, Professor Hans-Ulrich Wehler brachte es in einem Interview [36] der taz am 10.9.2002 auf den Punkt: "Die Bundesrepublik hat kein Ausländerproblem, sie hat ein Türkenproblem. Diese muslimische Diaspora ist im Prinzip nicht integrierbar. Man soll sich nicht freiwillig Sprengstoff ins Land holen." [37]

Wir sollten jedoch nicht zu pessimistisch sein: Wenn es uns gelingt, qualifizierte Zuwanderer in eine freie Wirtschaft und freie Gesellschaft zu integrieren, dann braucht uns vor der Zukunft nicht bange zu sein. Bisher waren alle Prognosen der Demographen von sinkenden absoluten Bevölkerungszahlen falsch, solange es sich um wirtschaftlich blühende Staaten gehandelt hat. Die Einwohnerzahl wurde stets durch Einwanderer ergänzt und mehr als ergänzt, solange es wirtschaftlich vorwärts ging. In der Mitte Deutschlands geht es aber bereits wirtschaftlich und mit den Einwohnerzahlen bergab.

Mittelfristig gibt es nur eine gesunde Möglichkeit: Ein Wiederanstieg der deutschen Geburtenzahlen um mindestens 15%, also eine durchaus realistische Zielstellung für eine Bevölkerungspolitik. [38] Etwa 10% Einwanderer pro Generation kann eine wirtschaftlich intakte Gesellschaft integrieren. Ein Viertel zu niedrige Geburtenzahlen (wie das seit 30 Jahren der Fall ist), und ihre zahlenmäßige Ergänzung durch Einwanderer – für dieses Szenario gibt es noch kein Beispiel, daß das ohne tiefgreifende Existenzkrise abgehen kann.  Wenn Bevölkerungspolitik erfolgreich sein soll, dann muß sie – die Vorschläge liegen ja schon seit Jahrzehnten auf dem Tisch -  außer, daß ein neuer geistiger Rahmen gesetzt werden muß, in wirtschaftlicher Hinsicht: 1. die Belastungen von den Familien mit Kindern auf die Kinderlosen umverteilen (denn bislang profitiert von Kindern derjenige am meisten, der keine hat); 2. die Arbeitgeber, die Frauen mit Kindern beschäftigen, vom Arbeitgeberanteil der Lohnnebenkosten befreien; und 3. für junge Frauen mit akademischen Abschlüssen Arbeitsstellen mit einer Laufzeit von 7 bis 10 Jahren schaffen und entsprechender Verlängerung, wenn in dieser Zeit Kinder geboren werden. Da der Goldschatz der Bundesbank zu einer Zeit angehäuft worden ist, in der die Bevölkerungspolitik vernachlässigt worden ist, wäre es folgerichtig, ihn in den nächsten 20 Jahren abzuschmelzen, um eine deutsche Bevölkerungspolitik mitzufinanzieren. Aber für deutsche Kinder – nicht für Sprachkurse und Ganztagsschulen!

Wir sollten davon ausgehen, daß, wenn das politische Kunststück gelänge – aber durch welche politische Bewegung ausgelöst, das ist die Frage - in den nächsten Jahren durch die Bindung der Rente an die Zahl der eigenen Kinder [39] eine Wende der Geburtenentwicklung zustande zu bringen, also eine Steigerung um etwa 15% gegenüber heute, dann noch ein letzter Grund zu gewissem Optimismus gegeben wäre. Wir sind an diesem Wendepunkt angelangt. Jede Gesellschaft gebiert sich die Zukunft, die ihr zusteht. Vergessen wir nicht: Im Abgrund der Geschichte ist Platz für alle, auch für große Völker.


[1] Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes. München: Beck 1923; S. 679 ff.

[2] Jansen, Hans: Der Madagaskar-Plan: die beabsichtigte Deportation der europäischen Juden nach Madagaskar. München: Herbig 1997. – Brechtken, Magnus: „Madagaskar für die Juden“: antisemitische Idee und politische Praxis 1885-1945. München: Oldenbourg 1997.

[3] Lynn, Richard and Tatu Vanhanen: IQ and the Wealth of Nations. Westport, Conn.: Praeger 2002.

[4] Ebenrett, Heinz J., Hansen, Dieter und Klaus Puzicha: Verlust von Humankapital in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit. Aus Politik und  Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. B 6-7 (3. Februar 2003), S. 25-31. – An alle Zuhörer des Vortrags war eine Kopie der Abb. 1 aus diesem Beitrag  verteilt worden: Kartierung der regionalen Durchschnittswerte der Intelligenz (83 Kreiswehrersatzamts-Bereiche, 1998). -  Volltext des Beitrags und Karte unter:  http://www.bpb.de/files/7K5SUG.pdf , nur der Text unter: http://www.bpb.de/popup_druckversion.html?guid=LENL2A . - Man hüte sich aber vor solchen kurzschlüssigen Interpretationen, wie etwa: „Die Bayern sind intelligenter als die Mecklenburger.“ Hochintelligente, Mittelmäßige und weniger Intelligente gibt es überall. Nur ihre prozentualen Anteile sind in den Bundesländern verschieden und damit deren Mittelwerte. – Zwischen dem prozentualen Anteilen von Abiturienten in den einzelnen Bundesländern und dem mittleren IQ der Bundesländer gibt es keine Korrelation! 

[5] Kosiek, Rolf: Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen. Tübingen: Hohenrain 2001.

[6] Schlesinger, Arthur Meier: The Disuniting of America: Reflections on a Multicultural Society. New York: W. W. Norton 1998.

[7] Vgl.: Pinker, Steven: Das unbeschriebene Blatt. Berlin: Berlin-Verlag 2003.

[8] Zitiert nach: Arnold, Hermann: Bevölkerungswissenschaft 1952-1995. Vom Niedergang einer politiknahen Disziplin. Landau: Verlag Pfälzer Kunst 1996.

[9] Schmidt-Kaler, Theodor: Das Heidelberger Manifest von 1981. Ein Appell besorgter Wissenschaftler zum Ausländerproblem. In: Bevölkerungspolitik: Demographischer Wandel und Zuwanderung. Schriftenreihe der Deutschen Studiengemeinschaft Nr. 3 (2003), S .15- 25.

[10] Vgl.: Weiss, Volkmar: Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz: Stocker  2000. – www.v-weiss.de/gliederung.html  . – Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Demographie in Bielefeld, März 2004, waren sich alle Experten einig: Bis 2030 verschlechtern sich die demograpischen Rahmenbedingungen kontinuierlich, weswegen schließlich die gegenwärtige Rentenhöhe halbiert werden muß, um den Beitragssatz zu halten, oder der Beitragssatz muß auf 40% erhöht werden, wenn die Rentenhöhe gehalten werden soll.

[11]   Schmidt-Kaler, Theodor: Bevölkerungsfragen auf der Tagesordnung der Zukunft. In: Heck, Bruno (Hrsg.): Sterben wir aus? Die Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. Freiburg/Br.: Herder 1988. S. 11-47.

[12] Z. B.: Mayer, Susanne: Her mit den Kindern! Plädoyer für eine moderne Bevölkerungspolitik, die den Namen verdient. Die Zeit 11 (2004) – auch online

[13] Englisches Original: London 1865. Zitiert nach der deutschen Übersetzung: Boner, Charles:: Siebenbürgen. Land und Leute. Leipzig: Weber 1868, S. 287ff.

[14] Bergner, Rudolf: Siebenbürgen. Eine Darstellung des Landes und der Leute. Leipzig 1884, hier 212f..

[15] Siegmund, Heinrich: Vernichtung und Verdrängung im Lebenskampf des sächsischen Volkes. Die Karpathen 6 (1912) 167-182.

[16] Das gilt auch bei Tier- und Pflanzenarten, die wenn eine kritische Masse unterschritten wird und die Population in kleine, unzusammenhängende Teile zerrissen wird, dann sehr rasch aussterben.

[17] Vuckovic, Milan: Kosovo, die Serben und die Albaner. München 1996 (= Münchner Zeitschrift für Balkankunde, Sonderband 2).

[18] Cousins, C. W.: Third Census of the Population of South Africa. Pretoria 1921, hier 27f.

[19] Man braucht dazu nur einmal in die Google-Newsgroup soc.culture.south-africa.afrikaans reinzuschauen.

[20] Türk, Karl: Böhmen, Mähren und Schlesien. München 1898, hier 16.

[21] Am Vorabend des Münchener Abkommens erschien in England eine bemerkenswert sachliche Analyse: Wiskemann, Elizabeth: Czechs and Germans. A study of the struggle in historic provinces of Bohemia and Moravia. London 1938.

[22] Buchanan, Patrick J.: Der Tod des Westens: Geburtenschwund und Masseneinwanderung bedrohen unsere Zivilisation. Selent: Bonus 2002.

[23] Jesser, Franz: Das Wesen des nationalen Kampfes in den Sudetenländern. Wien 1912, Sonderabdruck aus: Deutsche soziale Rundschau 2 (1912) H. 7 und 8, hier S. 6ff.

[24] Kuzmin, M. N.: Die Teilung der Prager Hochschulen. Zur Formierung des  tschechischen Schulsystems. In: Plaschka, R. G. und K. Mock (Hrsg.): Wegenetz europäischen Geistes. Wissenschaftszentren und geistige Wechselbeziehungen zwischen Mittel- und Südosteuropa vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, München 1983, S. 112-123.

[25] Samassa, Paul: Der Völkerstreit im Habsburgerstaat. Leipzig: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 1910, S. 22ff.

[26] Hanson, Victor Davis: Mexifornia: A Stat of Becoming. San Franciso: Encounter Books 2003.

[27] Weiss, Volkmar: Zur Vererbung der Intelligenz, zu Sozialstruktur und Familienpolitik, eine Nachbetrachtung zum Bericht PISA 2000. In: Wege aus der Krise. Veröffentlichungen der Gesellschaft für Freie Publizistik 18 (2002) 31-58. – http://www.v-weiss.de/pisa3.html

[28] Friedrichs, Jürgen: Ethnische Segregation im Kontext allgemeiner Segregationsprozesse in der Stadt. In: Harth, A., Scheller, G. und W. Tessin (Hrsg.): Stadt und soziale Ungleichheit. Opladen 2000, S. 174-196. 

[29] Birg, Herwig: Die demographische Zeitenwende. Der Bevölkerungsrückgang in Deutschland und Europa. München 2001.

[30] Ben Elieser, Gedalja: Jüdisches Volk, antworte! Wien: Dr. Heinrich Glanz Verlag 1937.

[31] Weiss, Volkmar: Die Vorgeschichte des arischen Ahnenpasses. Genealogie 50. Jg. (2001) 417-436, 497-507 und 615-627. – www.v-weiss.de/publ7-pass.html

[32] Huntington, Samuel P.: Who Are We: The Challenges to America’s National Identity. New York: Simon and Schuster 2004.

[33] Soziale und demografische Daten zur Weltbevölkerung. DSW-Datenreport 2002.

[34] Mak, Geert: Wie Gott verschwand aus Jorwerd: Der Untergang des Dorfes in Europa. Berlin, Siedler 1999, S. 18. – Dazu auch: Kremp, Herbert: Memoiren der Zukunft: Deutschland 2050 – ein Rückblick. Norderstedt: Books on Demand 2003.

[35] Umfangreiche Materialien zu „Demographie und Volkswirtschaft“ von Hermann Adrian findet man unter http://www.privat-adrian.de/privat-adrian/demo.html . - Die Studie „Deutschland 2020“ des Berliner Instituts für Weltbevölkerung und globale Entwicklung findet man unter http://www.berlin-institut.org/studie2020/   . Teile der Studie wurden in „Geo“ Nr. 5 (2004) veröffentlicht. – Eine Vorausschätzung des zu erwartenden Geburtendefizitis bei Hochbegabten findet man unter: Deutschland 2050. High Potentials verzweifelt gesucht. Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Nr. 7 vom 12.2.2004, http://www.iwkoeln.de/default.aspx?p=content&i=17268  . – Zugriff zu diesen Links auch unter www.v-weiss.de/politik.html

[36] Im Volltext unter http://www.taz.de

[37] Mayer, Tilman: Konfliktpotentiale in Migrationsgesellschaften. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Demographie 3, Nr. 5 (2004), S. 5-7.

[38] Holland, Heilwig: Keine (deutsche) Zukunft ohne (deutsche) Kinder. In: Freiheit bewahren – Das Volk erhalten. Veröffentlichungen der Gesellschaft für Freie Publizistik 19 (2003), S. 27-48. – Pahl, Gisela: Familienpolitische Rahmenbedingungen und Maßnahmen. In: Bevölkerungspolitik: Demographischer Wandel und Zuwanderung. Schriftenreihe der Deutschen Studiengemeinschaft Nr. 3 (2003), S. 66-82.

[39] Vorschläge von: Sinn, Hans-Werner: Ist Deutschland noch zu retten. München: Econ 2003.