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Bildung oder Gene? Die PISA-Tests als gigantische IQ-Testreihe

Volkmar Weiss

Jeder vernünftige Mensch, der die Aufgabe hat zu messen, ob ein bestimmter Energieaufwand zu einem Ergebnis führt, wird bestrebt sein, seine Meßinstrumente zu eichen. Nehmen wir an, sie hätten die Aufgabe zu messen, welche Energiemenge (welcher Bildungsaufwand) eine bestimmte Menge Wasser (Anzahl Schüler) erhitzt (bildet). Sicher wäre es für sie selbstverständlich, nicht nur die nach der Energiezufuhr erzielte Temperatur zu messen, sondern auch die Ausgangstemperatur in den unterschiedlichen Gefäßen. Die den Gefäßen durch die Erhitzung (Bildung) zugeführte und davon gespeicherte Energie (der Zuwachs an Humankapital) ergibt sich aus der Differenz zwischen der Ausgangstemperatur und der Endtemperatur in den Gefäßen. Genau dieser Sachlogik entziehen sich die Pädagogik-Professoren, die PISA auf die Menschheit loslassen, und nicht nur sie. Sie machen statt dessen die vereinfachende Annahme, daß die Ausgangstemperaturen in allen Gefäßen gleich seien. Alle Schüler sind für sie ein „unbeschriebenes Blatt“ (mit Bezug auf das Buch von Steven Pinker: „Das unbeschriebene Blatt“), ohne daß es die Intelligenz beeinflussende Gene gibt. Und die Testleistungen der Schüler seien nur ein Produkt ihrer Umwelt. Würden die Professoren methodisch sauber und ideologiefrei denken, müßten sie einen IQ-Test und einen Schulleistungstest durchführen. Und die Differenz zwischen beiden - und nur sie - könnte man dann als Einfluß der Bildung interpretieren.

Bei näherem Hinsehen sind die PISA-Tests viel eher Tests für Allgemeine Intelligenz als Schulleistungstests, denn sie stellen gleiche Anforderungen (dazu ausführlich Siegfried Lehrl in „Geistig Fit“, Heft 1, 2005) wie IQ-Tests. Die PISA-Punkte lassen sich unter Verwendung der Standardabweichungen (100 bei PISA, 15 beim IQ, d.h. 6,67  zu 1) und der Differenz zum Mittelwert, bei PISA 500, leicht in IQ-Punkte umrechnen, indem man 6,67 PISA-Punkte als 1 IQ-Punkt setzt.  PISA 433 ist dann ein IQ von 90, PISA 500 IQ 100, PISA 567 IQ 110 usw. Zwischen  PISA 500 und PISA 600 bzw. IQ 85 und IQ 115 liegen für eine Bevölkerung mit dem Mittelwert 500 bzw. 100 rund zwei Drittel der Bevölkerung.

Ein Problem ist dabei die Eichung des Mittelwertes. Bei der Temperatur des Wassers ist der Nullpunkt bekanntlich physikalisch definiert. Inzwischen gibt es zwar auch eine von dem Erlanger Psychologen Siegfried Lehrl (siehe sein Buch „Arbeitsspeicher statt IQ“ und www.v-weiss.de/lehrl.html ) entwickelte physikalische Definition und Testmöglichkeit der Denkgeschwindigkeit und der Speicherkapazität des Gedächtnisses, mit der sich ein IQ-Analogon definieren und bestimmen läßt, aber dieses Verfahren hat sich noch nicht international durchgesetzt. IQ und PISA setzen deshalb als Mittelwert den Mittelwert der gesamten getesteten Bevölkerung. 

Geht nun, wie bei PISA 2003, in den Mittelwert (in die sogenannte „mathematische Kompetenz“, S. 70 des gedruckten Berichtsbandes zu PISA 2003) erstmals der sehr niedrige Mittelwert der Türkei (PISA 423 bzw. IQ 88) ein, so sinkt der als Eichwert angesetzte Gesamt-Mittelwert.  Der Unterschied beträgt zwischen 2000 und 2003 3 PISA-Punkte. D. h., alle anderen Länder sind 2003 um diese 3 Punkte besser geworden, auch wenn sich bei ihnen überhaupt nichts verändert hat!

Inwieweit beruht das noch relativ gute Abschneiden Deutschlands (PISA 503 bzw. IQ 100) im Jahre 2003 mit darauf, daß der internationale Mittelwert durch derartige Effekte verschoben worden ist? Nun, international war es bisher oft üblich, den IQ von Großbritannien als „Greenwich-IQ“ aufzufassen und mit 100 zu setzen (so in dem Buch von Lynn und Vanhanen (2002) „IQ and the Wealth of Nations“). Neuseeland hatte früher auch einen IQ von 100, nach PISA aber jetzt 523 bzw. IQ 103. Zieht man derartige internationale Vergleiche (siehe die Auflistung der Werte in der Mitte von www.v-weiss.de/table.html ) mit ein und setzt PISA 520 gleich einem IQ 100, dann ergeben sich sehr gute Übereinstimmungen mit früheren Ergebnisse (den Tabellen bei Lynn und Vanhanen): Deutschlands Schüler, Geburtsjahrgang 1987/88, hätten dann heute nur noch einen IQ von 97 (früher 102), Neuseeland IQ 100, Australien 101 (früher 98), Südkorea 104 (früher 106), Polen 96 (früher 99), die Türkei 85 (früher 90), die Niederlande 103 (früher 102).  Der zeitliche Entwicklungspfeil zeigt dabei etwa bei Australien nach oben, bei Deutschland nach unten.

Jedoch dürfte diese Korrektur der umgerechneten PISA-IQ-Werte um drei IQ-Punkte nach unten fast stets noch im Bereich des Meßfehlers liegen, zeigt aber die grundlegende Übereinstimmung von PISA-Ergebnissen mit den Ergebnissen von einem Jahrhundert  Intelligenzforschung und belegt die Brauchbarkeit bewährter, standardisierter IQ-Tests. So gesehen, ist PISA  das aufwendigste und beste IQ-Testunternehmen, das es bisher je gab, das zu international vergleichbaren Zahlen führt.

Auch ohne Korrektur ist die Parallelität der Ergebnisse von PISA und denen von Lynn und Vanhanen beeindruckend: 

Tabelle: Der Durchschnitts-IQ in den Staaten, die an PISA 2003 teilnahmen

Staat

IQ nach PISA

IQ nach Lynn und Vanhanen

Australien

104

98

Belgien

104

100

Brasilien

78

87

Dänemark

102

98

Deutschland

100

102

Finnland

107

97

Frankreich

102

98

Griechenland

92

92

Großbritannien

*?

100

Hongkong

107

107

Indonesien

79

89

Irland

100

93

Island

102

98

Italien

95

102

Japan

105

105

Kanada

105

97

Korea (Süd)

106

106

Lettland

97

97

Liechtenstein

105

*

Luxemburg

99

101

Mexiko

83

87

Neuseeland

103

100

Niederlande

106

102

Norwegen

99

98

Österreich

101

102

Polen

99

99

Portugal

95

95

Rußland

95

96

Schweden

101

101

Schweiz

104

101

Slowakei

100

96

Spanien

98

97

Thailand

87

*

Tschechien

102

97

Tunesien

79

84

Türkei

88

90

Ungarn

99

99

Uruguay

88

96

USA

97

98

*keine repräsentative Stichprobe

Da stellt sich die Elite der Bildungsforscher das Ziel, die Schulleistungen zu messen. Millionen an Steuergeldern werden ihnen zugewiesen, eine Viertelmillion Schüler in 41 Staaten werden getestet – und was ist dabei herausgekommen? Eine vorzügliche Testbatterie, um Allgemeine Intelligenz und damit den IQ zu messen. Auch die Zahlen von Lynn und Vanhanen sind ja die Summe der Leistungen von hunderten von Einzelforschern.

Die Bildungsforscher haben das Fahrrad zum zweitenmal erfunden. Nur wollen sie, daß es niemals Fahrrad genannt wird, ja gar nicht einmal sehen, daß es fährt, in Pfaden, die längst vor ihnen ausgetreten worden sind. Das Fahrrad der Bildungsforscher nämlich ist ein Wunderding: Zwei vorzügliche Räder, in organischer Einheit mit einem Fahrer, der sich selbst ein Brett vor den Kopf genagelt hat, auf denen mit roter Schrift „68“ und „politically correct“ steht, und das auf einen Abgrund zusteuert. „Das Große Chaos“, wie es die amerikanischen Futurologen Gentry Lee und Michael White in ihrem Buch „Eine Geschichte der Zukunft“ genannt haben, das uns alle erwartet, wenn die die weltweite Dummheit ansteigt.

Und was, bitte, bleibt nach dieser Betrachtung bei PISA an speziellen Bildungseffekten übrig, die man doch vorgab, messen zu wollen? Inwieweit waren die Interpretationen von PISA Scheininterpretationen und die bisherigen Diskussionen Scheindiskussionen?

Zutiefst beunruhigt zeigen sich alle Pädagogik-Professoren und anständigen Geisteswissenschaftler, über den in allen Ländern streng gesetzmäßigen, linearen und hartnäckig unveränderlichen Zusammenhang zwischen Testergebnissen und der Sozialen Herkunft.

In Deutschland sind inzwischen über 60% aller Frauen, die 35 Jahre alt sind und ein Studium abgeschlossen haben, kinderlos. Ein paar Kinder werden von ihnen noch geboren werden, aber die nur 6% Kinderlosigkeit der letzten DDR-Jahre bei studierten Frauen werden garantiert nicht erreicht werden. Als der Ofen für sie endgültig aus war, waren (2002) in Westdeutschland 67,6% aller promovierten GeisteswissenschaftlerInnen kinderlos. Sie glauben zwar nicht mehr an die unbefleckte Empfängnis, aber daran, daß man aus jedem beliebigen Migrantenmädchen mit Geld, Rotlichtbestrahlung und Ganztagsschule eine Nachfolgerin ihrer Geistesklasse machen kann. Daß das Frauenstudium in Deutschland ein sehr effektives Mittel zur Empfängnisverhütung ist, sollte die Pädagogen eigentlich eher traurig machen, denn welche Potenzen an klugen Müttern gehen uns auf diese Weise verloren! Selbst wenn man glaubt, daß es keine Gene gibt, sondern nur soziale Einflüsse, dann wäre es doch gerade diese Mütter, diese Eltern, die ihr Wissen, ihre Erfahrungen, ihre Bildungsbürgerlichkeit an die Kinder weitervermitteln könnten und den Lehrern ein gut Teil der Arbeit abnehmen könnten. Statt dessen müssen sich die Lehrer mit einem ständig steigenden Anteil  von Kindern herumschlagen, sie sozialisieren und pädagogisieren, Kinder, die in Armut geboren werden und in Armut leben. Arm nicht nur wegen der seit 10 Jahren für breite Schichten sinkenden Realeinkommen, sondern auch anteilmäßig immer mehr arme Kinder, weil die Wohlhabenderen Kinder zunehmend eingespart haben.

Auf S. 251 des PISA-Berichts 2003 von M. Prenzel et al. (Münster: Waxmann 2004) lesen wir unverhüllt das Ziel aller Bemühungen: „... den Erwerb von Kompetenzen vom sozialen Hintergrund zu entkoppeln“.  Das war auch die Zielstellung der Kommunisten 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone. Doch etwa um 1965 hatte man in Führungskreisen der DDR insgeheim eingesehen, daß das im Bildungswesen eine weltfremde und menschengefährliche Utopie ist und daß es auch noch so etwas wie Gene geben muß, die unbestechlich und unausrottbar hinter dem Zusammenhang Soziale Herkunft und IQ stehen, ihn immer wieder herstellen. Da in der Bildungs- und Sozialpolitik heute diese Einsicht völlig fehlt, in der Forschung und öffentlichen Diskussion tabuisiert ist, so wird man heute vorrangig alles daran setzen, durch zusätzliche Zuwendungen die vorhandenen Kinder aus Armut zu retten und die relativ zahlreichen Wählerstimmen ihrer Eltern zu gewinnen.

Es ist der sichere Weg, um Dummheit geradezu zu züchten. Zum Glück gibt es aber keine Dummen mehr, der politisch korrekte Ausdruck für sie ist „Bildungsarme“. In keinem Land der Erde gibt, laut PISA 2003, eine so hochqualifizierte Bevölkerung so viel Geld für Bildung aus mit so mäßigen Ergebnissen, wie in Deutschland. Aber kann man anderes erwarten, wenn die qualifizierte Bevölkerung die Kinder gar nicht in die Welt setzt, sondern eher ihr unqualifizierter Bevölkerungsanteil?

Wenn am 23.1.2005 der Bundestagsabgeordnete Daniel Bahr (FDP) ausgerechnet die Leser der „Bild am Sonntag“ für das geeignete Publikum für seine Einsicht „In Deutschland kriegen die Richtigen zu wenig Kinder“ hielt, so zeugt das von Naivität. Wenn in diesem Punkte – wie in Frankreich durch das Familiensplitting – etwas erreicht werden kann und soll, dann nur durch ein schweigendes parteienübergreifendes Handeln der Weitsichtigen, für die aber in der deutschen Demokratie alle Voraussetzungen fehlen dürften. Am 27.1.2005 setzte das Magazin „Stern“ mit der Frage nach: „Stirbt die Intelligenz aus, weil Akademiker deutlich weniger Kinder bekommen als Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen?“ Von den rund 170 antwortenden Leser hielten nur ein Viertel eine Vererbung von Begabungsfaktoren für überhaupt möglich. Die Mehrheit des Wahlvolkes glaubt an die Allmacht der sozialen Umwelt. Bahr und der „Stern“ wurden scharf kritisiert und ruderten zurück.

Die Schule vermittelt offensichtlich nicht einmal elementare Grundkenntnisse von Vererbung, ihren Gesetzen und Folgen. Tatsächlich ist in einer jeden Generation die Mehrzahl der Hochbegabten nicht Kinder von Hochbegabten, sondern Kinder der Mittelschicht (vom fähigen Facharbeiter und tüchtigen Bauern aufwärts), weil die Intelligenzgene sich neu kombinieren, mendeln. So ist die soziale Herkunft des derzeitigen Bundeskanzlers (mit seinem arbeitslosen Halbbruder) und des Bundespräsidenten (mit seinen zahlreichen Geschwistern mit sehr unterschiedlichen Qualifikationen) kein Argument gegen Intelligenzgene, sondern für die Spaltung dieser Gene in den Geschwisterschaften.  Wenn aber heute 30 oder gar 40% einer Generation Abitur ablegen und dann zu „Akademikern“ werden, die kinderlos bleiben, bleibt von der tragenden Mittelschicht eines Volkes, aus der Hochbegabte aufsteigen sollten, nicht mehr viel übrig. 

Da wir nicht genug eigene Kinder haben, so lassen wir sie bzw. ihre Eltern einwandern, zuwandern, migrieren, einwohnen. Es sind schon über 20% aller Schüler an Deutschlands Schulen und werden ständig mehr, in zahlreichen Stadtvierteln und Schulklassen noch-deutscher Großstädte sitzen kaum noch deutsche Schüler in einer Schulklasse. In der Türkei haben die Schüler laut PISA 2003 einen mittleren IQ unter 90. Damit bestätigt PISA in den letzten 30 Jahren gemachte IQ-Tests bei türkischen Einwanderern nach Deutschland und in die Niederlande, die alle diese Werte ergeben haben. Mit diesem IQ gehört man in entwickelten Industrieländern zur sozialen Unterschicht. Die deutschen Pädagogen erwarten aber nun von der Schule, daß sie das Wunder vollbringt, die Einwanderer auf einen IQ 100 zu heben, und von den Bildungspolitikern und der Gesellschaft, daß sie das Wunder finanzieren. Obwohl es keinerlei Anzeichen bei PISA 2003 zu PISA 2000 gibt, daß es auch nur eine nennenswerte Entwicklung in diese Richtung gibt (außer der Kompensation des fehlenden sprachlichen Verständnisses bei der ersten Einwanderergeneration), ist es das erklärte Hauptziel aller bildungspolitischen Anstrengungen.  Der IQ der türkischen Jugendlichen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, also der 2. Generation,  liegt bei  86 (PISA-Wert 411, nachzulesen auf S. 264 des Buches von Prenzel et al.). Damit haben wir eine Unterschichtbevölkerung, für die es in einem Industrieland immer weniger Arbeit gibt, schon um Millionen Personen angereichert.

Aber der Satz: „Die Deutschen sind intelligenter als die Türken“ ist ein genauso dummer Satz wie: „Die Württemberger sind intelligenter als die Mecklenburger.“ Hochintelligente, Mittlere und Wenigintelligente gibt es in jedem Land, nur ihre Anteile sind in den einzelnen Ländern verschieden. Von ihrem richtigen Verhältnis zueinander hängt die Wirtschafskraft eines Landes ab. Hochbegabte mit einem IQ von 130 und höher, von deren Arbeit und Erfindungen eine Kultur und Wirtschaft lebt, das sind in Korea, Japan und Hongkong 5% der getesteten Schüler, in Österreich und Deutschland nur noch höchstens 3%. Während in Finnland rund 70% aller Schüler einen IQ höher als 100 haben, sind es in Indonesien weniger als 5%.Gut ausgebildete Personen ziehen dorthin, wo sie Arbeit finden, und dadurch verstärken sich schon bestehende Unterschiede. Norditalien hat laut PISA einen IQ von etwas über 100, Süditalien mit Sizilien von 89.

Wenn ein Mathematiker, ein Arzt und ein Diplom-Ingenieur in einem Wohnhaus zusammenwohnen, dann hat dieses Wohnhaus, mit den Ehefrauen und Kindern, einen mittleren IQ von etwa 120 oder höher. Die Bewohner einer „sehr guten Wohngegend“, wie man so schön sagt, haben einen mittleren IQ von 115. Eine gewerbefleißige Landschaft, wie das Umland von München und Stuttgart, hat einen mittleren IQ um 110/112. Wirtschaftlich und gesellschaftlich relativ intakte Regionen haben noch einen mittleren IQ um 106 (Flandern, Schweiz). Berlin-Kreuzberg hat einen IQ von unter 90, ebenso manches von Gott und den Arbeitgebern verlassene Dorf. Daß der Mathematiker, der Arzt und der Ingenieur außer Bildung auch eine Begabung mitbringen müssen und sollten, leuchtet auch dogmatischen Gleichheitsideologen noch ein. Sie räumen, konkret darauf angesprochen, sogar ein, daß diese Begabung auch eine genetische Komponente haben könne. Wird nun aber eine ganze Straße, eine Wohngegend und eine Landschaft betrachtet, so erkären uns Sozialingenieure und Politiker, dass es hier nur auf die richtige Bildung ankäme. Die Beziehung der Schülerleistungen zur sozialen Herkunft seien dann ein Makel, den es zu beseitigen gelte.

Meine Prognose für PISA 2009: Deutschlands IQ-Durchschnitt wird gegenüber den Spitzenländern wieder um 2 IQ-Punkte gesunken sein. Es wird nämlich dann der Geburtsjahrgang 1993/94 getestet werden. Und da sind von den Studentinnen der früheren DDR keine Kinder mehr geboren worden. – Aber vielleicht wird der Niedergang der absoluten kognitiven Leistungsfähigkeit dadurch vertuscht werden, daß bei PISA 2009 zahlreiche Entwicklungsländer teilnehmen, gegenüber denen dann Deutschland mit seinen, nicht in den IQ transformierten, PISA-Werten immer noch blendend dasteht. Das würde noch besser funktionieren, wenn man die Länder nach den absoluten Schülerzahlen (Brasilien!) wichten würde, wie es eigentlich methodisch korrekt wäre.  Bisher gehen alle Länder in den PISA-Mittelwert 500 mit gleichem Gewicht ein, Island genauso wie die Türkei.

Wenn Sie, liebe Leser, das alles nicht verstehen und für eine gefährliche menschenverachtende Argumentation halten, so haben sie das minimale geistige und moralische Rüstzeug zum Professor für Pädagogik oder Soziologie und für die meisten Lehrstühle der Psychologie. Wenn sie heimlich denken, diese Kritik an PISA sei berechtigt, es aber niemals öffentlich auszusprechen wagen, haben sie das Zeug zum Kultusminister, gleich welcher etablierten Partei. Wenn sie es in seiner Tragweite verstehen, gehören sie zu einer sehr kleinen Minderheit mit gesundem Menschenverstand, die in Deutschland jedes Jahr seltener werden wird. Seien sie vorsichtig mit ihren Meinungsäußerungen! Sie gelten als unanständig.

P.S.: Ehe Sie sich eine abschließende vernichtende Meinung über das eben Gelesene gebildet haben, lesen Sie bitte: Rindermann, Heiner: Was messen internationale Schulleistungsstudien? Schulleistungen, Schülerfähigkeiten, kognitive Fähigkeiten, Wissen oder allgemeine Intelligenz?   Psychologische Rundschau 57 (2006) 69-86.

Zur politischen Wertung der PISA-Studie: Bevölkerung hat nicht nur eine Quantität, sondern auch eine Qualität.

Die Hälfte der in Deutschland geborenen türkischen Jugendlichen kommt im mathematischen Denken und im Leseverständnis nicht über jene "Kompetenzstufe 1" hinaus, die ein Minimum intellektueller Orientierungsfähigkeit markiert.

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