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In Millienhagen im Landkreis Stralsund waren 31% aller Schüler lernbehindert, in Weitenhagen 27%, in Oebelitz 17% (Jastram 1993).

Eine Landkarte, in der man den mittleren IQ von Siedlungen, Straßen oder gar Häusern kartiert hätte, scheint es nirgendwo in der Welt zu geben, obwohl sich recht gut Schätzungen machen ließen, wenn man von den Berufe und Qualifikationen der Bewohner ausginge. Frankreich besitzt so etwas wenigstens für die größeren Verwaltungseinheiten, für die Departements. Aus ihr kann man dann ablesen (Ênquete 1973), daß der mittlere IQ der Stadt Paris 107 beträgt, der von Dörfern 96, von der Bretagne und der Picardie insgesamt knapp unter 97. In Österreich weist eine Diplomarbeit (Redl 1991) für den Musterungsjahrgang 1987 ebenfalls deutliche regionale Unterschiede aus, korrespondierend mit entsprechenden beruflichen Unterschieden. Der Ort Rust im Burgenland hat einen mittleren IQ unter 90, das entspricht etwa dem mittleren IQ der Bäcker, Maler, Fleischhacker und Maurer Österreichs. Die Nobelvororte Wiens und Mödling hingegen haben eine mittleren IQ um 110, d.h. einen mittleren IQ etwas besser als der von Werkzeugmachern. (Österreichische Abiturienten hatten 1984 einen mittleren IQ von 122, Fachschüler von 111, Hauptschüler mit Beruf von 101, ohne Beruf von 96 und Volksschüler von 86.) In Deutschland dürfte es ähnliche regionale Unterschiede zwischen Mecklenburg-Vorpommern und etwa dem Raum Frankfurt am Main geben, doch hat sie niemand je auf verläßliche Weise erhoben. Auch in Frankreich sind diese Forschungen, wie ich 1996 bei einem Besuch am Nationalinstitut für Demographie in Paris erfahren konnte, längst eingestellt, da sie dem Zeitgeist widersprechen. Das ändert aber nichts an den Unterschieden und an ihrem allmählichen Größerwerden.

    Infolge der Suburbanisierung ziehen machmal Familien in Dörfer, die schon seit Jahrzehnten keine Familie mit IQ-Spitzenberufen mehr gesehen haben. Diejenigen, die ihre alte Utopie noch nicht vergessen oder aufgegeben haben, glauben nun, auf diese Weise verschwänden jetzt die Unterschiede zwischen Stadt und Land. Das ist ein Irrtum: Denn neben solchen ländlichen Wohnsiedlungen mit Intellektuellen stehen Dörfer, deren Bürgermeister, angesicht der Sozialhilfelast der Gemeinde, verzweifelt und ziemlich drastisch formulieren, ?daß sie nur noch von Armen, Dummen und Alten bewohnt werden?.