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Aus der ursprünglichen Absicht, "Die IQ-Falle" für eine 2. Auflage zu überarbeiten, entstand ein neues Buch: Die Intelligenz und ihre Feinde: Aufstieg und Niedergang der Industriegesellschaft. Graz 2012, 544 Seiten

Aus: Weiss, Volkmar: Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz: Leopold Stocker 2000, S. 274f.


Die großen und grausamen inneren Konflikte der unmittelbaren Gegenwart verlaufen alle entlang von Unterschieden, bei denen Sprache, Religion oder äußeres Erscheinungsbild (zusammen oder nur einer dieser Unterschiede) mit hartnäckigen sozialen Unterschieden zusammenfallen, d.h. ohne daß erkennbar ist, daß die Kluft durch soziale Mobilität, durch sozialen Aufstieg, in wenigen Generationen überbrückbar ist. Rassismus (van den Berghe 1967, Greenberg 1980) ist kein speziell europäisches Problem und schon gar kein deutsches. Z.B. hatten Einwanderer aus Indien in Uganda eine führende Rolle in Handel und Gewerbe, ehe sie durch pogromartige Ereignisse enteignet und vertrieben wurden. In Rwanda reichten jüngst die längeren Finger der früheren Oberschicht, den Tutsi, um sie bei den von den Hutus verübten Metzeleien zu Todeskandidaten zu machen; in Burundi lösen dieselben Ursachen einen schleichenden Bürgerkrieg aus, der wenn diese Zeilen gedruckt worden sind, schon denselben Ausgang genommen haben kann wie in Rwanda. Dabei deutete sich sich der Konflikt schon seit Jahrzehnten an. Bereits 1961 schrieb z.B. der Ethnologe Maquet: „Für die Macht der Tutsis, die eine kastenähnliche Oberschicht, die zwischen 10 und 15% der Bevölkerung ausmacht, waren die Unterschiede im äußeren Erscheinungsbild wichtig. Die Tutsi waren schlanker, größer und hellhäutiger als die Hutu, was aber nicht auf alle Personen zutraf. Entscheidend war vielmehr ein Stereotyp. Eine solche Minderheit, die sich bereits durch das äußere Erscheinungsbild auszeichnet, besitzt eine große soziale Sichtbarkeit. Wenn eine solche Minderheit am Boden der Gesellschaft lebt, fallen ihre Mitglieder einer ständigen Verachtung anheim und sie selbst entwickeln dementsprechende konträre Verhaltenseigenschaften. In der Folge sind sie fast hoffnungslos auf ihre Gruppe angewiesen, und sie haben fast keinerlei Chance, ihren Einfluß zu vergrößern. Das war bei den Twa der Fall, einer anderen kleinen Minderheit in Ruanda, in deren äußeren Erscheinungsbild alle Züge betont sind, die die Meinung stützen, daß der Mensch vom Affen abstammt. Die Tutsi hingegen wurden als ‘schön’ angesehen, und das sollte den Anspruch auf eine angeborene Überlegenheit stüzten. ... Weil ein Hutu nicht mit den äußerlichen Tutsi-Merkmalen ausgestattet war, konnte er die Kastenschranke nicht überwinden.“

Wir haben also hier genau die Gemengelage an tatsächlichen Unterschieden und Vorurteilen, die bisher in der Welt noch stets irgendwann irgendwo die schlimmsten Massenmorde ausgelöst hat und wieder auslösen kann. Aktive Politik sollte deshalb alles daransetzen, das Entstehen einer solchen Gemengelage - nämlich das Zusammenfallen von Unterschieden im äußeren (rassischen darf man ja nicht sagen) Erscheinungsbild mit dramatischen sozialen Unterschieden, zu vermeiden. Europäische und deutsche Politik scheint aber geradezu blind in diese Falle zu tappen.


"Die Bundesrepublik hat kein Ausländerproblem, sie hat ein Türkenproblem. Diese muslimische Diaspora ist im Prinzip nicht integrierbar. Man soll sich nicht freiwillig Sprengstoff ins Land holen." Hans-Ulrich Wehler im taz-Interview vom 10.9.2002.

"Die Zahl der Juden in Westeuropa ist gering, ... aber über unsere Ostgrenze dríngt Jahr für Jahr aus der unerschöpflichen polnischen Wiege eine Schar strebsamer hosenverkaufender Jünglinge herein, deren Kinder und Kindeskinder dereinst Deutschlands Börsen und Zeitungen beherrschen sollen; die Einwanderung wächst zusehends." Heinrich von Treitschke, 1879.

Diese und andere Vorahnungen bedeutender Historiker werden kritisch diskutiert in: Weiss, V.: Wann schlägt eine demographische Krise in eine nationale Existenzkrise um?. Schriftenreihe der Deutschen Studiengemeinschaft 3 (2003) 47-65

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